Als Erstes möchte ich klarstellen: Die Steuerquote in Österreich ist meiner Meinung nach hoch genug, jeder Euro der über eine Steuerreform mehr hereinkommt sollte in eine Senkung der arbeitsbezogenen Abgaben fließen (Sozialabgaben, Lohn&Einkommenssteuer, Lohnnebenkosten), wobei die in Summe größten Senkungen den kleinsten Verdienern zugute kommen müssen.
Aber das Schicksal der Familie Piech, welches die Herren Doralt und Schellmann als Exempel für die drohende Milliardärsverarmung herangezogen haben, ist wirklich faszinierend. Laut Wikipedia hält die Familie Piech 40,64% an der Porsche Holding SE der wiederum laut VW Geschäftsabschluss 2013 32,20% der Volkswagen AG gehören. Die Familie Piech hält diese Vermögenswerte über eine Stiftung österreichischen Rechts in welcher Gewinnausschüttungen von Kapitalgesellschaften steuerfrei sind. Wie hoch war nun der Vermögenszuwachs der Familie Piech allein aus der Porsche/VW Beteiligung ? VW erzielte 2013 einen Gewinn nach Steuern (das möchte ich positiv hervorheben: VW zahlt noch Steuern, im Gegensatz zu anderen Konzernen!) von 9,145 MRD Euro, der Piechsche Anteil an diesem Gewinn beträgt also 1,196 MRD Euro. Als verantwortungsbewusster Firmeneigner (wiederum ehrlich positiv gemeint) lässt sich Familie Piech nur 248 Mio Euro als Dividendenzahlung an die Privatstiftung ausschütten (Dividende laut VW Geschäftsbericht 2013). Die Preisfrage ist jetzt, wieviel Steuern hat die Familie Piech laut geltendem Recht für die 1,196 MRD Vermögenszuwachs zu bezahlen ? 0,- Euro. Und wie viel Steuern hat die Familie Piech für die Gewinnausschüttung von 248 Mio an Ihre Privatstiftung zu bezahlen ? 0,- Euro. Nur wenn Geld aus der Stiftung entnommen wird sind 25% Kest zu entrichten. Wenn die Familie Piech also die gesamten 248 Mio in Cash aus der Stiftung entnimmt sind maximal 62 Mio Euro fällig. Nochmals kurz zusammengefasst: 1196 Mio Vermögenszuwachs, 248 Mio Ausschüttung, möglicher Maximalsteuersatz 62 Mio. Dem gegenüber zahlt ein Angestellter mit einem Jahreseinkommen (= Vermögenszuwachs) von 15.000 Euro einen Steuersatz von 36,5%, wagt er es über 96.000 Euro pro Jahr zu verdienen steigt dieser Steuersatz auf 50%. Was diese Rechnung meiner Meinung nach aussagt: Die Ärmsten zahlen bei uns die höchsten Steuersätze. ABER: Steuern auf Betriebsvermögen sind mit Vorsicht zu genießen. Auch die Familie Piech mit Ihren 248 Mio Jahreseinkommen aus VW hätte wahrscheinlich Schwierigkeiten 900 Mio Euro an Vermögenssteuern zu entrichten, außer sie würde die Gewinnausschüttung erhöhen und weniger Geld im Unternehmen lassen, ob dies dann zielführend wäre ist zu bezweifeln. Mein Gegenvorschlag wäre: 25% Mindestkörperschaftssteuer (am besten europaweit) und die Besteuerung sämtlicher Vermögenszuwächse natürlicher Personen & deren nicht gemeinnützigen Stiftungen (Arbeitseinkommen, Vermietung, Zinsen, Kapitalerträge & Gewinnausschüttungen, Erbschaften, Umwidmungsgewinne, usw.) nach den für Arbeitseinkommen geltenden Steuersätzen. Für Erbschaften könnten Freigrenzen vorgesehen werden (z.Bsp. 500.000 pro Kopf), bei Firmenübergaben würde der Firmenwert (entspricht bei kleineren Firmen ohne Immobilienbesitz im Regelfall maximal dem 5fachen Jahresgewinn) zinsfrei auf 10 Jahre verteilt versteuert, mit der Möglichkeit die Erbschaftssteuer als Betriebsausgabe geltend zu machen. Die Menschen könnten wieder von ihrer Arbeit leben, die Betriebe könnten es sich leisten Arbeitsplätze zu schaffen und selbst die handvoll Superreicher, die negativ aussteigen würde, wüsste immer noch nicht wohin mit all dem Geld.

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