Eine kurze Vermessung des Zorns (geschrieben am 03. Februar 2019)

Die Gesellschaft ist wirtschaftlich grob in 3 Klassen eingeteilt.
Unten sind die Armen, die Unterschicht. Menschen, die entweder mit ihrem Gehalt nicht über die Runden kommen oder gar kein Gehalt beziehen und die mit Sozialtransfers über Wasser gehalten werden. Diese Gruppe macht bei einem österreichischen Medianeinkommen von 1500,- netto und den aktuellen Lebenshaltungskosten ca. 50% der Gesellschaft aus. Durch Arbeit aus dieser Schicht aufzusteigen ist so gut wie unmöglich, da sind schon die Lohnnebenkosten und Steuern vor, die Globalisierung setzt sie hart unter Druck.

In der Mitte krallt sich die Mittelschicht mit Zähnen und Klauen an die Felsen um nicht in den Abgrund der Armut zu stürzen oder versucht verzweifelt einen halben Klimmzug weiter hoch zu kommen. Mit Mittelschicht meine ich Menschen, die grad und grad so mit ihrem Geld auskommen aber trotzdem immer über allen Höchstgrenzen für irgendeine Art der Unterstützung liegen. Um die finanziellen Dimensionen klar zu machen, in denen wir unterwegs sind: nur 10% der österreichischen Arbeitnehmer verdienen mehr als 2622,- netto. Die Mittelschicht macht ca. 45% der Gesellschaft aus. Durch Arbeit aus dieser Schicht aufzusteigen ist so gut wie unmöglich, da sind schon die Lohnnebenkosten und Steuern vor, die Globalisierung setzt sie hart unter Druck.

Oben sind die (Super)Reichen. Sie verfügen durch Erbe, Beziehungen oder unternehmerisches Glück über ausreichende Finanzmittel um sich alles ermöglichen zu können. Vor Abstiegsängsten und Sorgen sind sie durch Politik und Globalisierung gut geschützt. Ihre Investmentfonds und Banken werden gerettet, ihre Vorstandsbezüge steigen als einzige durch die Globalisierung, ebenso wie ihre Steuerlast und die ihrer Unternehmen auf knapp Null gehalten wird. Der Wettbewerb um die besten Köpfe und Unternehmen, sie verstehen schon. Da Erbschaftssteuern abgeschafft sind und ein Aufstieg von unten so gut wie unmöglich ist, steht einer dynastischen Weitergabe der gewaltigen Vermögen und damit verbundenen Besitztümer nichts im Wege, reich ist das neue adlig. Die Reichen machen weniger als 1% der Bevölkerung aus.

In dieser Situation wird nun die Mittelschicht noch mit lauter guten Vorsätzen überschüttet. Rettet das Klima! Nehmt mehr Migranten auf! Unterstützt die Armen! Aber es bleibt leider beim Überschütten mit Vorsätzen, Finanzmittel gibt’s keine. Die soll die am Abgrund hängende Mittelschicht bitte selbst dafür aufbringen, Reiche zahlen leider keine Steuern. Die Konkurrenz, die Globalisierung, sie verstehen schon. Und dann wundert man sich über den Zorn in unserer Gesellschaft ? Ernsthaft ?

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