Anmerkung: dieser Antrag wurde mit 100% der Stimmen abgelehnt - Chris Veber
Antrag an den 39. Bundeskongress der
Grünen Bundespartei am 17.11.2018
von Christian Veber, Delegierter zum
Bundeskongress der Innsbrucker Grünen
Laut Eurobarometer Umfrage vom
September 2018 sind folgende Themen den Österreichern am
wichtigsten: Einwanderung, soziale Absicherung von EU Bürgern,
Schutz der Außengrenzen, Klimawandel, Jugendarbeitslosigkeit.
Um Politik mitgestalten zu können und
die Einigkeit Europas zu bewahren müssen wir Grünen den Bürgern
konkrete und realistische Angebote zu diesen Themen machen, ohne
gesinnungsethische Dogmen, ohne Paternalismus.
Als Kontrast zu den „es ist Alles
schlecht in der EU“ Erzählungen der Rechten stelle ich daher den
Antrag, folgende Punkte ins Grüne Programm aufzunehmen:
1) Wir Grünen treten ein für eine
umfassende Einkommensgerechtigkeit & soziale Absicherung.
Die Menschen in unserem Land kommen mit
Ihrem Verdienst nicht aus und/oder haben Angst vor Ihrer
Pensionshöhe. Der Grund: Obwohl das Arbeitseinkommen lauf IWF nur
noch 48% des Volkseinkommens ausmacht ist es doch die alleinige Basis
für sämtliche Sozialabgaben (Pensions, Kranken,
Arbeitslosenversicherung usw.). Auch wird Einkommen durch Arbeit als
Einziges bis zu 55% besteuert, alle anderen Einkommensarten
(Kapitalerträge, Erbschaften, Umwidmungen, Einkommen von
juristischen Personen, usw.) sind entweder deutlich geringer
besteuert oder fast steuerfrei. Dadurch wird Arbeit für Unternehmen
unleistbar teuer und bei den Arbeitnehmern kommt doch nicht genug an.
Die Lösung: Die Verbreiterung der
Steuer und Abgabenbasis auf alle Einkommensarten und alle Personen,
juristische (Unternehmen) wie natürliche, bei gleichzeitiger Senkung
der Steuer & Abgabensätze (die größten Erleichterungen sollten
den am wenigsten Verdienenden zukommen).
Dadurch würden sich die
Arbeitseinkommen fast verdoppeln, statt 1500,- netto würde der
Durchschnittsverdiener dann 2700,- netto erhalten. Und die Pensionen
wäre auch bei sinkender Beschäftigung (Stichwort Digitalisierung)
gesichert.
Eine kleine Randnotiz: In Österreich
werden jedes Jahr zwischen 15 Mrd. und 40 Mrd. Euro vererbt. (Die
Zahlen beruhen auf Schätzungen einer Studie der Johannes Kepler
Universität Linz zum Privatvermögen der Haushalte aus dem Jahr 2013
bzw. deutscher Vermögensverwalter, die von 4 Billionen Euro binnen
10 Jahren in Deutschland ausgehen.) Würden wir nur die obersten 10%
der Erben besteuern, die 90% des Erbes erhalten werden, wären das
bis zu 18 Mrd. Euro jährlich.
2) Wir Grünen treten für ein für
eine gerechte Unternehmensbesteuerung & faire Globalisierung.
Die Menschen in unserem Land sehen
wirtschaftliche Verflechtungen, auch Globalisierung genannt,
zunehmend kritisch.
Ein Grund: Konzerne suchen sich
weltweit die günstigsten Steueroasen und die günstigsten
Arbeitnehmer und hinterlassen verbrannte Erde.
Eine Lösung: Hinarbeiten auf
einheitliche Mindeststeuersätze (zumindest in der EU), Definition
von weltweiten Mindestlöhnen und Mindestsozialleistungen (z.Bsp. 5
USD/Tag) und Mindestunternehmenssteuern (z.Bsp. 25%). Strafzölle bis
zu 50% für Unternehmen die in Steueroasen beheimatet sind oder die
(auch über Subunternehmen) die Mindestlöhne unterlaufen.
Weiters die harte Bestrafung von
Umweltsünden, auch solcher die nicht in Europa begangen wurden. Und
da haben wir die Finanztransaktionssteuer noch gar nicht erwähnt.
Jeder Kauf von Brot wird besteuert, nur Finanzprodukte sind
steuerfrei ?
3) Wir Grünen treten ein für
bezahlbaren Wohnraum.
Viele Menschen in unserem Land können
keine bezahlbare Wohnung finden.
Ein Grund: Erstens das Einkommen
(Lösung siehe oben). Zweitens dienen Wohnraum & Baugrund der
„Vermögensbildung“, also der Spekulation und werden deshalb
gehortet. Oder als Zweit, Dritt oder Viertwohnsitz von Superreichen
angeschafft. Kein arbeitender Mensch kann mit global agierenden
Investmentfonds konkurrieren, deshalb darf Wohnraum keine
Anlageklasse mehr sein.
Eine Lösung: 8% Leerstandsabgabe. Wer
eine Wohnung besitzt und länger als 3 Monate leerstehen lässt muss
dies melden und dafür jährlich 8% des Immobilienwertes zahlen
(Wohnungen die demnächst das Enkerl bezieht sind ausgenommen). Das
würde Druck zu vermieten schaffen, zu Preisen die leistbar sind. Wo
Zweitwohnsitze untersagt sind soll endlich das Verbot exekutiert
werden (wer nicht bei der Finanz gemeldet ist hat einen
Zweitwohnsitz). Wer Baugrund länger als 3 Monate nach Erwerb nicht
bebaut zahlt ebenso 8% des Grundwertes, nach einen Jahr wird der
Grund rückgewidmet.
Interessante Zusatzinfo: Im Jahr 2011
(2011, weil da Zahlen zu Haushalten und Wohnungen verfügbar sind)
waren in Innsbruck 60.234 Privathaushalte gemeldet, bei einem Bestand
von 73.845 Wohnungen. Das ergibt 13.611 Wohnungen ohne Haushalt, also
einen theoretischen Leerstand von 13.611 Wohnungen. Die Situation
dürfte in anderen Städten ähnlich sein.
4) Wir Grünen treten für eine
geregelte Migration nach dem Muster Kanadas und den Schutz von
Flüchtlingen ein.
Europa kann bei derzeitiger
Geburtenrate von 1,57 Kindern pro Frau jährlich knapp 1.4 Millionen
Menschen aufnehmen ohne dass die Bevölkerung zunimmt. Ein Anteil
dieser Quote kann an Flüchtlinge vergeben werden, der Rest an
Wirtschaftsmigranten. Zur Durchführung sollten wir analog zum
kanadischen System einen Katalog mit Einwanderungskriterien erstellen
& das weltweite Botschaftsasyl wieder einführen. Wer Anrecht auf
Asyl hat wird abgeholt, wer aus wirtschaftlichen Gründen zuwandern
will und unsere Kriterien erfüllt, erhält ein Visum und darf
einreisen. Europa behält die Kontrolle über die Zuwanderung, die
Migranten müssen sich nicht der Schleppermafia ausliefern, niemand
muss im Mittelmeer ertrinken. Eine Win-Win Situation für alle
Beteiligten außer für die Mafia. Und mit einer klaren Regelung kann
auch wieder um europäische Solidarität geworben werden. Dafür ist
Trennung von Flucht laut Genfer Konvention und Migration aus
wirtschaftlichen Gründen aber erforderlich.
Damit dieses
System Bestand hat ist es zwingend notwendig, Menschen die weder ein
Anrecht auf Asyl haben noch unsere Einwanderungskriterien erfüllen,
an den Grenzen zurückzuweisen. Sonst beginnt wieder der Kreislauf
Schlepper, Lager in Libyen, Tod im Meer. Die EU hat mit den
Instrumenten Reisewarnung, Strafzoll, Abkoppelung des Finanzsystems
die Macht, die Rücknahme von Migranten bei sämtlichen
Anrainerstaaten durchzusetzen.
Eine Anmerkung: Ich weiß, die
moralisch angenehmere Position wäre es zu sagen, wir nehmen Alle
auf, die kommen wollen. Aber diese Position hat mit dazu beigetragen
Europa zu spalten und zu radikalisieren. Und als Ergebnis haben wir
hauptsächlich jungen migrationswilligen Männern Zuflucht gewährt,
während schutzbedürftige Frauen, Alte und Kinder zurückgelassen
wurden.
Abschließende Bemerkung: Die Meisten,
eigentlich fast alle Punkte, sind ohne die europäische Union nicht
oder nur sehr schwer realisierbar. Wir müssen den Menschen klar
sagen dass unsere Zukunft nur in europäischer Zusammenarbeit liegen
kann, eine Rückkehr zu konkurrierenden und rivalisierenden
Nationalstaaten würde z.Bsp. eine gerechte Konzernbesteuerung ebenso
wie eine geregelte Migration verunmöglichen. Nur die EU als Ganzes
kann mithelfen, Europa und die Welt in die richtige Richtung zu
steuern.
Im Vertrauen auf eine gute Zukunft,
Chris Veber
Delegierter zum Bundeskongress der
Innsbrucker Grünen
19. Oktober 2018
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