Die Wahrheit ist den Menschen zuzumuten.

Werner Kogler, der Spitzenkandidat der Grünen, gab unlängst ein Standard Interview in dem er behauptete “Wir (die Grünen) haben immer Migrationskonzepte gehabt, die durchaus an den kanadischen Modellen angelehnt sind.” Warum er das sagte ist klar, die Migrationsproblematik ist eine Schwachstelle der Grünen und einer der Hauptgründe für den Rauswurf aus dem Parlament. Hier Realismus und Besonnenheit zu zeigen ist vor einer Wahl nicht unklug. Das Problem ist nur, die Behauptung ist glatt gelogen. Die Grünen sind Vieles, aber keine Vertreter des kanadischen Modells. Im Herbst 2018 hatte der Grüne Bundskongress, das höchste grüne Gremium, die Möglichkeit über einen Antrag abzustimmen der zum Thema Migration wortwörtlich lautete “ Wir Grünen treten für eine geregelte Migration nach dem Muster Kanadas und den Schutz von Flüchtlingen ein.” Die Grüne Parteispitze versuchte im Vorfeld Alles um diesen Antrag nicht zur Abstimmung kommen zu lassen und stellte schlussendlich einen Gegenantrag, nämlich nicht über den Antrag zur Migration abzustimmen. Nach einer sehr emotionalen Debatte, in der “geregelte Migration nach dem Muster Kanadas” als zynisch, rechts, menschenverachtend und die Genfer Konvention abschaffend bezeichnet wurde, nahm der Grüne Bundeskongress den Antrag an, nicht über die geregelte Migration abzustimmen. Mit 100% der Stimmen, ohne Gegenstimme. Der Grüne Bundeskongress wollte also nachweislich nicht eine “geregelte Migration nach dem Muster Kanadas”. Ich weiss es, ich war dort und hab den Antrag zur Migration gestellt. Werner Kogler weiss es auch, er war dort und wurde zum Chef gewählt. Warum Hr. Kogler den Wählern etwas anderes erzählt ist klar, er will die Grünen wieder ins Parlament führen. Es ist nur unredlich. Und die Aufgabe von Journalisten wäre es, solche Widersprüche aufzuzeigen und zu hinterfragen. Also habe ich Fr. Sterkl, die Standard Redakteurin die das Interview geführt hat, per mail kontaktiert und ihr den Sachverhalt berichtet. Zuerst erfolgte keine Reakion, nach mails bis zum Chefredakteur und Herausgeber kam dann nach einem Arbeitstag eine Rückmeldung, die Grünen seien kontaktiert und mit dem Vorwurf konfrontiert worden. Auch die Grünen brauchten einen Tag zum reagieren. Und teilten Fr. Sterkl mit das Kanada Modell sei bereits seit Terezija Stoisits Teil des Grünen Programms. Trotz des offensichtlichen Widerspruchs, trotz der sehr ungewöhnlichen Grünen Vorgangsweise vor und während des Kongresses beschloss Fr. Sterkl die Grüne Position nicht zu hinterfragen. Wortwörtlich fragte sie mich “Warum sollte Werner Kogler lügen?”. Hätte sie mich das auch gefragt wenn der Interviewpartner ein rechter Politiker gewesen wäre ? Ich verstehe das Problem von Fr. Sterkl, die Grünen sind eine dem Standard sympathische Partei. Mir sind sie auch sympathisch, darum war ich ja 8 Jahre dabei. Ich verstehe auch die Grünen. Sie haben viele gute Punkte im Programm, nur zum leidigen Thema Migration haben sie keine der Öffentlichkeit präsentierbare Haltung. Aber trotz allen Verständnisses hat die Öffenlichkeit das Recht über die wahre Position einer Partei von einer Wahl aufgeklärt zu werden. Das ist das 1x1 des Journalismus. Wenn Nachrichten nur noch nach Ideologie & persönlicher Vorliebe sortiert werden sind wir wirklich auf dem besten Weg in die Welt von “fake news”. Die Menschen haben das Recht möglichst wirklichkeitsgetreu informiert zu werden, nur dann können sie sich eine fundierte Meinung bilden und entsprechend handeln.

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