Und ewig grüßt das Kopftuch. (geschrieben 03.2017)

Ich möchte anhand eines umformulierten Argumentes des Soziologen Heinz Berger (Standard 06.03.2017), der gegen ein Kopftuchverbot argumentiert, ersichtlich machen worum´s in diesem Diskurs geht:

Wir können so zwar das Tragen von Hakenkreuzen in der Öffentlichkeit per Gesetz verbieten, aber damit haben wir noch gar keinen Beitrag dazu geleistet, dass z. B. die rassisch begründete Unterdrückung von Menschen abgebaut oder der politischen Radikalisierung Einhalt geboten würde. Wir bekämpfen nur ein Symptom und lassen die Ursache unangetastet, was dann oft zu einer noch stärkeren Isolation der Betroffenen führt – ein guter Nährboden für weitere Radikalisierung!“

Ich habe nur „Kopftuch“ durch „Hakenkreuz“, „religiös“ durch „rassisch“ und „Frauen“ durch „Menschen“ ersetzt. Wird klar wohin diese Argumentation führt ?

Eine freie Gesellschaft darf Ideologien der Unfreiheit niemals tolerieren, sonst schafft sie sich selbst ab. Recep Erdogan hat seit der AKP Machtergreifung (ich schreibe absichtlich nicht Regierungsübernahme) versucht, das damals in der Türkei geltende Kopftuchverbot abzuschaffen. 2008 scheiterte er noch, 2013 war´s geschafft. Seitdem ist an türkischen Schulen und Universitäten klar ersichtlich wer eine gute Muslima ist und wer nicht, mit dem entsprechenden gesellschaftlichen Druck, sich ebenfalls zu verhüllen. Das Kopftuch ermöglicht nicht nur das Ausleben der eigenen religiösen Ideologie, es ermöglicht vor allem auch die Identifikation all jener die anders sind. Darum war Erdogan so versessen drauf das Tragen von Kopftüchern zu ermöglichen, es dient der Gleichschaltung aller „Gläubigen“.

Das Kopftuch ist für den politischen Islam, was das Hakenkreuz für die Nazis war. Ein Symbol das anzeigt welche gesellschaftlichen Räume schon besetzt sind. Welcher Geist dahinter steht zeigt sich anhand einer Rede Erdogans aus dem Jahr 1998: „Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.“

Wer eine offene pluralistische Gesellschaft erhalten will muss gegen alle totalitären Ideologien aufstehen, auch gegen den Islamofaschismus. Darum bin ich für ein Nichtbedeckungsgebot für alle im Bildungs oder hoheitlichen Bereich Arbeitenden.


Mit freundlichen Grüßen,

Chris Veber

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