Die Abgabenquote für Arbeitnehmer liegt bei mindestens 56,65 Prozent
 
 Von Kanzler Kurz ist bekannt, die Abgabenquote auf 40% senken zu wollen. Im Jahr 2018 lag diese laut Österreichischer Nationalbank bei 42,6%. Die Quote müsste also “nur” um 6,11% Prozent gesenkt werden. Allerdings liegt die Abgabenquote für den österreichischen Durchschnittsverdiener (Medianlohn 2200,- brutto bzw. 2860,88 für den Dienstgeber) bei mindestens 56,65%.

Zum Nachrechnen: Bei Abzug aller Steuern & Sozialabgaben bleibt dem Arbeitnehmer vom Dienstgeberbruttolohn von 2860,55 ein Nettolohn von 1588,98 Euro. Von diesen 1588,98 leistet er dann laut Statistik Austria Ausgaben für Wohnen+Heizen, Gesundheit & Lebensmittel von 41,8%, bei denen wir pauschal (& zu Ungunsten des Steuerzahlers) den begünstigten Umsatzsteuersatz von 10% annehmen, in Summe 60,40 Euro im Monat. Auf die verbliebenen 58,20% Konsumausgaben zahlt unser Durchschnittsösterreicher 20% Umsatzsteuer, also 154,10 Euro monatlich. Die 7 größten sonstigen Abgaben (Mineralölsteuer, Tabaksteuer usw.) belasten seinen Lohn nochmals mit 134,20 Euro. Da 9 von 10 Österreichern bei ihrer Bank im Minus sind gehen wir davon aus dass unser Durchschnittsösterreicher seinen Lohn komplett verbraucht. Von den ursprünglichen 2860,88 Euro die sein Dienstgeber monatlich zu entrichten hat bleiben dem Arbeitnehmer nach Abzug aller Steuern & Abgaben noch 1240, 35 Euro, das sind nur noch 43,35%. 1620,53 Euro behält sich der Staat ein. Und in dieser Rechnung klafft noch ein riesiges Loch bei Umsatzsteuer und sonstigen Abgaben zu Gunsten des Staatshaushaltes.

Um die Abgabenquote für den Durchschnittsverdiener auf 40% zu senken bedarf es also nicht einer Senkung der Quote um 6,11% sondern um mindestens 29,39% Prozent. Da sind die geplanten Steuersenkungen wie z.Bsp. die Senkung des Eingangssteuersatzes um 5% nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Um die Abgabenquote für Durchschnittsverdiener zu senken braucht es die gleich radikalen Steuersenkungen die für die Wohlhabendsten in Österreich geplant werden. So sinkt zum Beispiel die Kapitalertragssteuer auf Aktienkursgewinne von 27,5% auf 0%. Herr Kurz, Herr Kogler: Warum kann nicht auch der Eingangssteuersatz der Lohnsteuer von 25% auf 0% gesenkt werden ? Finanzierbar wäre das ohne Probleme. Wir müssten nur Gerechtigkeit bei der Besteuerung von Einnahmen herstellen. Derzeit belasten Steuern und Abgaben hauptsächlich Einkommen aus Arbeit. Alle anderen Arten der Vermögensvermehrung sind entweder steuerfrei oder mit vergleichsweise sehr niedrigen Steuersätzen bedacht, obwohl die zu besteuernden Beträge sehr hoch sind und nur wenige Menschen von den günstigen Sätzen profitieren. Darum liegt auch die allgemeine österreichische Abgabenquote deutlich unter der Abgabenquote für den Durchschnittsverdiener. Wenn wir die Basis unseres Steuer und Abgabensystems auf alle Einkommensarten ausdehnen, nicht nur überwiegend Arbeitseinkommen besteuern, ist eine Senkung der Abgabenquote für Arbeitnehmer auf deutlich unter 40% leicht finanzierbar. Und ich bin sicher, mit den höheren Steuersätzen auf Kapitaleinkommen würden wir Menschen wir Hr. Mateschitz (329 Mio. Weihnachtsprämie) nicht wirklich in die Armut treiben. Ich bin sogar sicher, vielen der Reichsten ist das österreichische Steuersystem eigentlich schon peinlich.

Mit freundlichen Grüßen,

Chris Veber

Ex-Grüner, Ex-Philosoph, Unternehmer

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